Auf dem Friesenauel

In einem Gemeinschaftsprojekt der Kreisjägerschaft Oberberg, der Biologischen Station Oberberg (BSO) und dem Oberbergischem Kreis wurden zwischen 1992 und 1997 ca. 15 ha der noch unverbauten Aue zwischen Kehlinghausen und Alperbrück aufgekauft und für Naturschutzzwecke zur Verfügung gestellt.

Die Idee dazu stammte aus dem Arbeitskreis Ökologie der KJSO, der schon seit Beginn der 1980er Jahre Biotop-Schutzmaßnahmen auf dem Kreisgebiet durchgeführt hat und nun ein größeres Projekt in die Tat umsetzen wollte.

Die noch nicht als Gewerbegebiet, Wohnbauland oder für den Verkehr genutzten Flächen entlang der Wiehl gehören zu den wenigen zusammen hängenden Auenbereichen im Oberbergischen, die noch als verhältnismäßig naturnah bezeichnet werden können. Dieser Zustand soll im Sinne des Naturschutzes weiter verbessert werden können. Nach Abschluss der Flächenkäufe und – tausche und der Erarbeitung eines Pflege- und Entwicklungskonzeptes durch die BSO konnte bereits vor einigen Jahren in die Umsetzungsphase eingetreten werden.




Neben den jährlich wiederkehrenden Pflegearbeiten wie Mahd und Beweidung, die neben der landwirtschaftlichen Nutzung dazu dienen, das Wiehltal offen zu halten, wurde damit begonnen, die Uferbefestigung am südlichen Ufer der Wiehl zu entfernen. Mitte der 1930er Jahre wurde die Wiehl im Rahmen des Eisenbahnstreckenbaus mit einer trockenmauerähnlichen Befestigung in ein enges Korsett gedrängt. Eine natürliche Dynamik des Gewässers, die auch dazu dient, Hochwasserereignisse zur verhindern oder zumindest zu dämpfen, wurde damit unterbrochen. um der Wiehl wieder Luft zum Atmen zu geben, wurde im Auftrag der BSO die Steinsetzung auf einer Strecke von ca. 160 Metern entfernt.

Der Aggerverband erklärte sich bereit, die Arbeiten zu Ihren Lasten auszuführen. Damit wird der Wiehl die Möglichkeit gegeben, sich selbst auszubreiten und sich ihr eigenes Bett zu suchen. Sie wird dabei Tier- und Pflanzen, Lebensräume wie Kolke, Material-Anlandungen und Uferabbrüche schaffen, die der Mensch nicht dauerhaft künstlich herstellen könnte. In den nächsten Jahren soll das südliche Ufer abschnittsweise weiter entfesselt werden.

Das nördliche Ufer muss wegen der Standsicherheit der Bahntrasse weitgehend erhalten bleiben. Innerhalb und außerhalb des Naturschutzgebietes wachsen mehrere Fichtenriegel, die sowohl das Landschaftsbild stören als auch wegen ihrer Schattenwirkung die Ausbildung einer artenreichen Krautschicht nicht zulassen. Von diesen Beständen wird z. Zt. einer angrenzend an eine Feuchtwiese kahl geschlagen, um die Fläche als Standort für potenziell vorkommende Pflanzen und Tiere zurück zu gewinnen. Andere Fichtenbestände, soweit sie im Eigentum der KJSO sind, wurden mittlerweile kahl geschlagen. Die Flächen werden mit standortgerechten Gehölzen, wie Schwarzerle, Stieleiche und Hainbuche wieder aufgeforstet. Im Laufe der nächsten Jahre werden weitere Nadelholzbestände der Kettensäge zum Opfer fallen.

Um Spaziergänger und Wanderer auf die Besonderheiten von Flora und Fauna im NSG aufmerksam zu machen, wurden insgesamt drei Informationstafeln aufgestellt. Sie geben einen Überblick über weite Teile des NSG aus der Vogelperspektive und enthalten einen informativen Text zur Biotopausstattung. Daneben werden einzelne typische Tier- und Pflanzenarten der Aue besonders hervorgehoben.

Die begonnenen Pflege- und Entwicklungsarbeiten sollen in den nächsten Jahren fortgesetzt werden. Das Ziel ist, ein mit möglichst naturnahen Elementen (Bach mit Uferrandstreifen, Altarme, Laubmischwald) ausgestattetes Stück Kulturlandschaft zu schaffen, in dem verschiedene Nutzungen parallel stattfinden können.


Fotos: Biologische Station Oberberg (BSO)